SCHLUSSFIRNIS DES IKARUS_2016


Leinen, Holz, Bienenwachs, Leinöl, 51 x 45 cm

Spiegelwürfel, 30 x 30 x 30 cm

Ausstellungsansichten: Die Dinge sind die Orte, KulturFlecken Silberstern, Freudenberg, 2016

Ein bemalter Keilrahmen aus dem Nachlass des Künstlers steht im Mittelpunkt dieser Arbeit. Ulli Bossmann hat die Keilrahmen gebaut und bemalt. Auch seine Tochter hat darauf gemalt. Es sind mehrere Schichten von Bildern entstanden. Die erste Schicht ist ein Gemälde von Ulli, das aber lediglich auf der Rückseite durchscheint bzw. man ihm am nächsten kommt. Deswegen schütze ich die Rückseite mit einem Gemisch aus Bienenwachs und Firnisöl. Bienenwachs ist ein natürlicher Konservierungsstoff und sorgt für einen seidenmatten Glanz. Der Schlussfirnis ist die oberste Schicht eines Bildes. Er konserviert das Gemälde und bringt die Farben zur vollen Entfaltung. Er sollte hochtransparent sein und darf nicht vergilben. 

So gieße ich das Wachs schichtweise in die rückseitige Vertiefung des Keilrahmens inklusive Rahmen bis sich eine ebene Fläche bildet, die nicht hochtransparent, aber seidenmatt und gelb ist. 

Das Wachsbild liegt auf einem Spiegelwürfel und schwebt über dem Boden. Es ist ein Verweis auf Ullis Leidenschaft zur Fliegerei und  der Ikarus-Sage. Nach der Sage verwendete Daidalos, der Vater des Ikarus, Wachs, um sich und seinem Sohn Federn an den Armen zu befestigen und wie ein Vogel fliegen zu können. Ikarus kam der Sonne zu nahe, die das Wachs schmelzen ließ; er stürzte ab und ertrank im Meer.

 

Text + Foto: Kai Gieseler