CHORALBASS DER NACHERZÄHLUNG_2016

Orgelpfeifen (Choralbass), Eiche, Leim

30-tlg.

180 cm x 85 cm x 12 - 30 cm


30 aufgetrennte, flach gewalzte Orgelpfeifen aus dem Choralbass einer ausrangierten Kirchenorgel sollen in eingefassten Holzrahmen aus Eiche die typische Pfeifenanordnung von klein nach groß unsichtbar machen (mehr Text ↴  siehe unten).



Ausstellungsansicht: Rundgang 2018, Brauhaus, Universität Siegen

30 aufgetrennte, flach gewalzte Orgelpfeifen aus dem Choralbass einer ausrangierten Kirchenorgel sollen in eingefassten Holzrahmen aus Eiche die typische Pfeifenanordnung von klein nach groß unsichtbar machen. Entgegengesetzt der geplanten Homogenisierung und Systematisierung der Orgelpfeifen, verformt sich das noch feuchte, frisch gesägte und gehobelte Eichenholz in verschiedene Richtungen und unterläuft mein geplantes System.

Die treppenartig angeordnete und sich in der Höhe verjüngende Plastik, konfiguriert sich dennoch aus einem System: einem System einzelner Unikate und erzählter Geschichten. Jede Familie hat seine Geschichten, die sich auf ihrem Weg durch die Erzähler im Prozess der Weitergabe verändern. Die Ausgangserzählung, ähnlich wie beim Spiel „Stille Post“, ist am Ende für gewöhnlich nicht wiederzuerkennen und verschwindet in einem schwarzen Loch wie der Blick in die Plastik. So lässt die äußere Erscheinungsform der Plastik zwar die Möglichkeit einer Rekonstruktion des inneren Aufbaus zu, aber das künstlerische Verfahren entzieht sich einer Abbildlichkeit, einer Repräsentation. Vermeintliche Transparenz wird durchkreuzt. Das vorgetäuschte System der Schichtung der Holzrahmen enträtselt nichts. Die Orgelpfeifen werden ihrer eigentlichen Nutzung entledigt; Rhythmen, Betonungen und Intonationen bleiben. Kunst ermöglicht hier ein Transponieren in eine andere Tonart.


Text + Fotos: Kai Gieseler